Im stillen Gedenken

Liebe Freunde,

an einem Donnerstag, genau den 08. Juli 2010, hab ich meinen geliebten Hasen verloren. Paulchen hat mir mehr bedeutet, als alle anderen Tiere, die ich bislang pflegen durfte. Wir haben schwere und schöne Zeiten durchgestanden. Doch im Alter von nur 3 Jahren und 9 Monaten hat er diese Erde verlassen.

Manchmal kommt mir der Gedanke „Er war doch nur ein Kaninchen“. Aber das war Paul nicht. Paulchen war eine unglaubliche, einnehmende Persönlichkeit und er hat seine Zuwendung eingefordert. Und er hat Dinge getan, die ein Kaninchen sonst nicht tut.

Ich erinnere mich noch, wie ich ihn im Laden sah – und ich mir sicher war: dieser Hase soll zu mir kommen. Die Verkäuferin kontrollierte noch seine Zähne. Mal abgesehen davon, dass es egal war, meinte sie, „da sei ja alles in Ordnung“. Stimmte nicht. Paul litt an einer schweren Zahnfehlstellung. Im jungen Alter ging es noch, später musste ich ihm regelmäßig die Zähne schneiden. Ein regelmäßiges Ritual, dass er mir stets mit einem bösen und nervösen Klopfen quittierte.

Paulchen war wahnsinnig aufgeweckt, er musste alles sehen, entdecken, überall sein, überall runterspringen, überall drauf hoppeln und alles mit seinem Kinn markieren. In Kaninchensprache heißt das: „das gehört mir“. Ja, auch mich hat er mehrmals markiert. Er war aufgrund seiner Krankheiten ein äußerst wählerisches Tier, er war dennoch stets darauf erpicht, zu fressen. Und wenn es nicht richtig funktionierte, dann hat er eben – was total kaninchenuntypisch ist – die Pfoten dazu genommen, fast wie ein Eichhörnchen. Er hat sich nicht kleinkriegen lassen. Er hat improvisiert. Er konnte alles. Das waren die schönen Momente.

Doch Paulchen litt an der schweren Sternguckerkrankheit. Schätzungsweise 90% der betroffenen Kaninchen überleben diese Krankheit nicht. Paul hat es geschafft. Ich hab ihn zwei Wochen lang mit der Spritze gefüttert, hab ihn vermutlich auch gequält, aber er hat wieder Mut gefasst und konnte noch anderthalb Jahre leben. Dieser Kampf, den er gemeistert hat, hat mir den Glauben gegeben, er könnte alles überstehen. Sicher war mir bewußt, er war durch die Antibiotika schwer und auch dauerhaft geschädigt, aber kann Liebe und der feste Wille so etwas nicht herausfordern und bekämpfen? Offenbar nicht für immer.

Es ist nicht hundertprozentig klar, wie und woran er gestorben ist. Er hatte geschwollene Lymphknoten. Ein Zeichen darauf, dass er zuviel Antibiotika bekommen hat, vielleicht hatte er Krebs, und ein starkes Leber- und Nierenleiden. Er fraß nur noch mäklig, seine Zähne wuchsen immer schneller und wilder, er magerte ab, er verlor Fell. Er hatte Schnupfen – offenbar war sein Immunsystem angeschlagen. Und vielleicht war sein Kampf an diesem Tag einfach zu Ende.

Dennoch bleiben die Vorwürfe und ich hoffe, bis zu seinem Tode das Richtige für ihn getan zu haben. Ich habe mich für die letzte OP entschieden, weil ich kämpfen wollte. Es ga für mich gar keine Alternative. Klar würde er es schaffen. Ich habe seinen traurigen Blick als Schmerz gedeutet, als „Rette mich“. Ich habe gehofft, er schafft es. Doch die Narkose, die dritte in seinem kurzen Kaninchenleben, war zuviel für ihn. Er wachte gerade auf und verließ mich mit einem leisen Quieken. Vielleicht wollte er auch sagen, „Erlöse mich“. Ich hätte ihn niemals gehen lassen können.

Mein Trost ist, dass er wenigstens in den letzten Stunden keine Schmerzen hatte. Dass ich bei ihm war, dass ich mich verabschieden konnte. Und mein Trost ist: dass es ihm jetzt hoffentlich besser geht.

Ich möchte allen danken, dir mir in dieser schweren Zeit beigestanden haben. Jedes Wort, jede Umarmung, jedes Gespräch hat mir geholfen, den Schmerz zu verarbeiten. Es wird noch lange dauern, bis ich wirklich darüber hinweg bin. Aber alle Trauer und Vorwürfe bringen ihn mir nun auch nicht zurück. Ich kann es nur beim nächsten Kaninchen, beim nächsten Pflegling, besser machen.

Leider muss ich sagen, kenne ich einige Leute, die mit ähnlichen kranken, alten Tieren betraut sind. Jeder der ein Haustier hat, und es liebt, dem wünsche ich noch wunderschöne Tage. Vergesst nie, was ihr an eurem Tier habt, und wisst es jeden Tag zu schätzen. Ein Tierleben ist zu kurz, um Dinge aufzuschieben.

Nach all dem Schmerz, den Tränen und den Vorwürfen haben sich diese Zeilen in mein Herz gebrannt:

Wir leben ohne gefragt zu werden, wir sterben, ohne gefragt zu werden. Und das Sterben ist für die am Schlimmsten, die damit leben müssen.

Allen Tierchen und ihren Herrchen Alles Gute.
In stillem Gedenken an das tapferste Kaninchen, dass ich kenne. – Paulchen. Ich vermisse dich so sehr.

7 Kommentare

  1. Carina said,

    August 3, 2010 um 5:12 pm

    Liebe Mandy,

    das Zitat am Ende ist wirklich sehr zutreffend!
    Ich habe auch eines für Dich:
    „Erinnerungen sind wie kleine Sterne,
    die im Dunkel unserer Trauer leuchten.“

    Behalte nicht diesen letzten schlimmen Moment, als er fort gegangen ist in Erinnerung, sondern die ganzen schönen, die Du mit ihm gehabt hast!

    Liebe Grüße
    Marika

  2. Steffi said,

    November 26, 2010 um 6:58 pm

    Hallo, mein Beileid
    hab auch meinen kleinen Schatz vor 2 Jahren ganz plötzlich verloren. Er hatte auch eine Zahnfehlstellungen , einige Ops Habe vieles mit ihm durch gemacht und es bishahin immer geschafft das er wieder fit wurde Mit 3 Jahren ist er als ich von der Arbeit kam mit gesenkten Kopf im käfig gelaufen… und in meinen armen gestorben.. viel zu früh..
    Wir könne nur hoffen das es da wo sie nun sind es ihnen gut ging..

  3. steffi said,

    Dezember 21, 2010 um 11:01 am

    nun ist mein 2. kleiner schatz gestern von uns gegangen:( ein tag vor meinem bday ach mann wird das ein trauriges weihnachten :(

  4. kaninchenblog said,

    Dezember 21, 2010 um 9:14 pm

    Hallo Steffi,

    ich musste grad so weinen, als ich deinen Eintrag gelesen habe. Es tut mir so leid für dich. Klar weiß man, dass es irgendwann so weit ist. Ich habe auch einen zweiten kranken Hasen da, seit August kämpfe ich um sein Lebne und jetzt sieht es auch wieder ganz schlecht aus. Mittlerweile bekommt er als letzte Behandlung Penicillin, und wenn das nicht wirkt, will ihn die Tierärztin gehen lassen. Ich kann diesen Gedanken einfach nicht zu Ende denken. Wenn wir unsere Tiere so sehr lieben, ist es normal, dass wir sie so vermissen. Es gibt Tage, da habe ich gute Gedanken an mein Paulchen. Und manchmal scheine ich zu verzweifeln, weil es einfach so weh tut. Aber dass wir so trauern bedeutet nur, dass sie uns unendlich viel bedeutet haben. Wenn es eine Regenbogenbrücke gibt, dann sind unsere Ninchen jetzt glücklich. Und wenn es sie nicht gibt – ist es auch nicht schlimm. Dann haben sie wenigstens keine Schmerzen. Nur wir bleiben zurück und trauern.

    Ich wünsche dir alles, alles Gute und viel Kraft für die schwere Zeit!

    LG, Mandy

  5. Februar 25, 2011 um 7:12 pm

    mach dir bitte keine vorwürfe,Du hast paulchen bestimmt sehr geliebt und gut gekümmert.Mein kaninchen henry ist 6 jahre alt und hat auch zahnfehlstellung im backenzähne.Er ist ein ganz liebe,besondere kleine kerlchen.Eben mein ein und alles.Alles gute für dich!

  6. Pierroz said,

    März 29, 2011 um 6:56 pm

    So jetzt könnte ich wieder losheulen. Meine Tierärztin hat mir geraten meine Häsin 14 Wochen alt einschläfern zu lassen. Sie hatte ein totaler schiefer Kiefer. Sie hat gesagt bei so einem Fall, ist es für das Tier besser es gehen zu lassen. Sie war nur noch Haut und Knochen. Wie Du habe ich sie geliebt. Obwohl sie erst 4 Wochen bei mir war habe ich so geliebt ich kann es nicht beschreiben. Ich habe sie gehen lassen und jetzt frage ich mir auch, war es die richtige Entscheidung? Ich vermisse sie so sehr. Sie ist nicht mehr da und das tut so weh. Alle Zähne, die vorderen wie auch die hinteren waren alle Schief. Die Tä hat mir gesagt, bei so einem Fall, ist es besser, da es sonst das ganze Leben beim Tierarzt verbringt und so. Halt der ganze Stress und so. Es wäre nur eine Tortur für sie gewesen. Mein Gott jetzt fühle ich mich so schuldig und leer. Sie war so süss und immer bei mir an meinen Füssen. Und jetzt diese Leere.

    Ich würde mich auf eine mail von Dir freuen.

    Liebe Grüsse

    Yasmin

  7. Bella & Isabella said,

    Oktober 29, 2011 um 1:15 pm

    Hallo!!!
    Ich habe am 17.10 meine kleine erst 12 Jahre alte Bella verloren,
    es war sehr überraschend da sie keine Krankheit hatte!!
    Immer wenn ich an diesen Tag denke kommen mir die Tränen, ich wollte abends noch mal nach meinen beiden Kaninchen gucken doch als ich nach draussen ging kam nur Sally mein anderes Kaninchen ans Gitter gehoppelt.
    Ich habe mir erst nichts gedacht und guckte ob sie unten ist, denn ich habe ja nichts gesehen!
    Bella ist/war grau schwarz und als ich einen hellen Schimmer sah tastete ich danach….. Es war ein so großer Schreck als ich merkte das sie
    nicht mehr lebte…. Doch damit war’s noch nicht genug denn ich hatte ja Kaninchen und meine kleine Sally leidete sehr unter dem Verlust:(
    Da wir nicht lange nachdachten kauften wir schnell im Zoofachhandel ein neues kleines Kaninchen!!
    Die süße war 7wochenalt und wir nannten sie Isabella.
    Mit neu geschöpfter Hoffnung brachten wir die beiden zusammen, und nach einpaar Tagen stritten sie sich auch nicht mehr…
    Wir haben schon nach 2-3Tagen gesehen das Isi manchmal Männchen machte und dann hinten überkippte, da sie aber sonst ganz normal war dachten wir es liegt an ihrem jungen alter das sie noch ein bisschen tollpatschig ist.
    Doch dann an einem Sonntag holte ich sie aus ihrem Stall und merkte schon das sie total apathisch war, sie fiel andauernd auf die Seite, ihre Augen vielen ihr zu und ihre Vorderpfoten waren in einer merkwürdigen lagen!
    Wir dachten schon das sie stirbt doch ein Tierarzt der glücklicherweise gerade in seiner Praxis war bat uns zu ihm zu kommen.
    Dort angekommen stellte der Tierarzt fest das ihr Gehirn Parasiten befallen haben und sie sollte in stationäre Aufnahme genommen werden!
    Am nächsten Tag ging’s der kleinen wieder gut und sie kam mit nachhause, man stellte fest das sie und Sally 2 Parasiten hatten, die wir aber glücklicherweise zuhause behandeln durften!!!
    Es schien alles gut zu sein und Isi und Sally waren Souper drauf doch genau als Isi Wochen geworden ist, ist sie gestorben:((
    Nun sitzet ich hier und gebe meiner tapferen
    einsamen Sally ihre Medikamente und denke habe ich etwas falsch gemacht?
    Hätten mir die Parasiten woher auffallen können und sie hätte es geschafft??
    Mann macht sie Selbstvorwürfe aber in Wirklichkeit kann man nur sagen das hätte doch auch nichts geändert<3( Meine freundin hat zu mir gesagt das wenn ich weis das es die beiden gut hatten brauch ich mich nur zu loben das ih den beiden meine liebe geschenkt habe und sonst nichts)
    Ich bete jeden Abend das Sally die Nacht übersteht und wenn ich morgens aufwachen bin ich glücklich das sie noch lebt
    Ich weis nicht wie es weiter geht, aber irgendwie wird es schon gehen….
    Ich wünsche allen Menschen die auch ein geliebtes Tier verloren haben viel Mut und Kraft!!
    Bella & Isabella ich liebe euch und werde euch nie vergessen!!


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